Katzen auf Mallorca

Straßenkatzen

Auf Mallorca lebt eine gigantische Population wilder und halbwilder Katzen. Und was für schöne Exemplare darunter sind! Beinahe jede Farbe und Rasse ist hier vertreten. Man begegnet ihnen quasi überall: an Häfen, auf Hinterhöfen, in Gärten, auf den Straßen und Gässchen der Ortschaften, an Promenaden, in Wohngebieten und natürlich immer in der Nähe von Bars, Cafés und Restaurants. An manchen Stellen haben sie sich zu großen Rudeln zusammen geschlossen. Wenn man so einen Ort entdeckt hat, kann man viel Spaß beim Beobachten der lässigen Freilauftiger haben. Manche lassen sich sogar anlocken und erlauben dem begeisterten Katzenfan großmütig sie ein bißchen zu streicheln. Verweilt man am richtigen Ort zur richtigen Zeit ein bißchen länger, erkennt man auch den Grund, warum sich ganze Katzenfamilien an bestimmten Orten regelrecht zusammen rotten: Sie werden gefüttert. In fast jedem Ort gibt es mindestens eine „Katzen-Frau“ oder „-Omi“, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die armen, leidenden Kreaturen mit Futter zu versorgen. Auf den ersten Blick eine noble Geste. Denkt man allerdings ein Weilchen darüber nach, kommen die meisten Leute ganz von selbst darauf: Das regelmässige Füttern wilder Katzen hat langfristig gesehen, weder etwas mit Tier- noch mit Artenschutz zu tun. Und jede Aktion hat auch hier eine Reaktion zur Folge. In diesem Fall sogar mehrere:

Die Katze ist ein grimmiger und erfolgreicher Jäger. Sie frißt nicht nur Mäuse und Ratten, sondern ist auch äußerst erfolgreich in der Dezimierung der ständig nachwachsenden Population von Kakerlaken, Tausendfüßlern, Heuschrecken und anderem Getier, das der Mensch weder in seinem Garten noch in seinem Haus haben möchte. Eine freigeborene Katze ist sehr selbständig und kann sich auch selbst versorgen. Hat sie Hunger, geht sie jagen. Manche Katzen spezialisieren sich sogar auf ihre Lieblingsbeute und diese Fertigkeiten bringt das Muttertier dann ihren Jungen bei. Ist eine Katze bei der Jagd nicht erfolgreich, oder anders ausgedrückt, ist sie zu schwach um zu jagen und zu töten, wird sie verhungern. So überleben nur die geschickten Jäger. Das ist der Lauf der Natur. Man nennt das auch „natürliche Auslese“. Mischt sich jetzt der Mensch in diesen Kreislauf ein und beginnt aus falsch verstandener Tierliebe die Katzen fett und faul zu füttern, bringt er damit, wie so oft, das empfindliche Gleichgewicht völlig durcheinander. Die Katzen jagen nicht mehr, weil sie das Futter ja kredenzt bekommen. Infolge dessen vermehren sich Schädlinge und Ungeziefer wieder ungestört und auch die Katzen haben jetzt mehr Zeit und, bedingt durch die Rudelbildung, viel mehr Gelegenheit untereinander zu kopulieren und sich unkontrolliert zu reproduzieren. Die Jungen der gefütterten Wildkatzen lernen von ihren Eltern nicht mehr zu jagen und sind nun auf die pünktliche und tägliche Fütterung angewiesen. Nun haben wir also ein Übermaß an Ungeziefer, das man jetzt wieder chemisch bekämpfen muss und viel zu viele faule Katzen, die gerne Mülltüten aufreißen, kleine Hunde beißen und die liebevoll gepflegten Obst- und Gemüsegärten entweihen, indem sie sie als Toilette benutzen. Ab jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Mensch erneut eingreift. Das kann auf zwei Arten passieren: Entweder ziehen Angestellte der jeweiligen Ortschaft oder private „Tierschutzorganisationen“ los und versuchen in groß und umständlich angelegten Einfangaktionen der jagdfaulen aber trotzdem flinken Streuner habhaft zu werden, um sie zu kastrieren oder die genervten Anwohner nehmen die Sache selbst in die Hand und legen Köder mit Rattengift aus! Weder das eine noch das andere ist eine gute Lösung. Der Mensch in seinem Übereifer und Streben nach Perfektion und Kontrolle selbst über die Natur hat, wenn er so weiter macht, bald alle Katzen erwischt, sie unfruchtbar gemacht und so mal wieder zum Aussterben einer wunderschönen und intelligenten Tiergattung beigetragen. Auf einer Insel ist so etwas besonders einfach. Die Einzigen, die sich über so etwas freuen dürften, sind deren Beutetiere. Mäuse, Kakerlaken und Co. lachen sich ins Fäustchen und erobern nun ungestört unseren Lebensraum zurück. Giftköder stattdessen auszulegen ist besonders verabscheuungswürdig! Wer schon einmal gesehen hat, wie sein geliebtes Tier an Rattengift oder ähnlichem elendiglich verreckt ist, wünscht diese Art von Tod nicht mal einer Ratte! Es ist kein schneller Tod. Die Tiere leiden fürchterlich, denn ihre Innereien verflüssigen sich unaufhaltsam. Sie bluten aus Nase, Ohren, Schnäuzchen und manchmal sogar aus den Augen! Wer zu solchen Mitteln greift gehört weggesperrt!! Dabei ist die Lösung ganz einfach! Die im guten Glauben handelnden und leider oft sehr starrsinnigen Katzen-Frauen und –Omis müssten ganz einfach aufhören mit dem was sie tun. Wenn niemand mehr die herrenlosen Katzen füttert, wird die Natur das Zepter wieder in die Hand nehmen und langsam aber sicher kann sich alles wieder einpendeln und das Gleichgewicht wird wieder hergestellt. Warum bekommen denn die meisten kleineren Säugetiere oftmals mehr als ein Junges? Weil die Natur hart, unerbittlich und grausam ist und in ihr nun mal nur die Stärksten überleben. Die Schwachen oder die, mit dem wenigsten Durchsetzungsvermögen, das fängt schon beim Kampf um die ergiebigste von Mutters Zitzen an, bleiben auf der Strecke. Das garantiert den Erfolg einer jeden Spezies, weil nur die Starken, Ausdauernden und Gewitzten sich weiter vermehren dürfen. Ich weiß, in der Theorie klingt sowas immer ganz einleuchtend und auch mir als Katzenverehrer blutet immer das Herz, wenn ich in einem Gebüsch ein junges Kätzchen liegen sehe, das es nicht geschafft hat. Aber der Mensch mischt sich viel zu oft ein, ohne sich über die Folgen seines Handelns im Klaren zu sein oder auch nur mal für den Bruchteil einer Sekunde darüber nachgedacht zu haben! Ganz viele Beispiel dafür, ob es nun um Katzen, Hunde oder Pferde geht, kann zum Beispiel auch auf Mallorca beobachten. Es wird Zeit, dass ein Umdenken stattfindet. Du liebst Tiere? Du möchtest eines „retten“? Dann entscheide dich für ein Tier oder so viele, wie du meinst ernähren und versorgen zu können. Aber bedenke: sobald du ein Lebewesen den Gesetzen der Natur entziehst, übernimmst du die Verantwortung dafür! Dieses Tier wird irgendwann anfangen, dich zu lieben und ohne dich nicht mehr leben zu können. Es ist dann für den Rest seines Lebens auf dich angewiesen und da können schon mal 15 Jahre und sogar noch mehr zusammen kommen. Es wird dein sauberes, aufgeräumtes Heim auf den Kopf stellen und manchmal ziemlich lästig und nerv tötend sein. Es wird die Tapeten von der Wand kratzen, Türzargen einen neuen Look verpassen, das Klo ausräumen oder einfach nur so aus Trotz in dein duftig-weiches Bett pinkeln. Es wird sich vielleicht verletzen oder krank werden und du wirst es aufgelöst und mit klopfendem Herzen unter Missachtung sämtlicher Verkehrsregeln zum Tierarzt fahren. Andere Menschen werden dich meiden, weil dein Tier in ihren Augen zu groß, zu schwarz oder zu gefährlich aussieht. Dein Leben wird sich komplett verändern und du wirst so manche Freiheit einbüßen…. Wenn du das alles auf dich nehmen und dein Tier trotzdem lieben kannst, hast du schon genug für den „Tierschutz“ getan. Und vergiß nicht, immer nur dein eigenes Tier zu füttern …

Text: Nadja von der Hocht